- Als Varietät wird der Umstand zusammengefasst, dass Einzelsprachen keine homogenen, in sich einheitlichen Gebilde sind, sondern heterogen. Die im Alltag geläufige Erfahrung einer Vielfalt von „Sprachen in der Sprache“ findet ihren Niederschlag in Bezeichnungen, mit denen man hypostasierend auf „Sprache“ Bezug nimmt: Werbesprache, Gaunersprache, Fachsprache, Amtssprache, Gruppensprache, Sondersprache, Jugendsprache, Frauensprache, Männersprache usw. Dies hat man auch als innere Mehrsprachigkeit (des Deutschen) erfasst. Mit Sprachvariation bezieht man sich auf die Heterogenität von Einzelsprachen allgemein, während das Varietäten-Konzept beinhaltet, weiter zu differenzieren. Dabei weisen die jeweils unterschiedenen Varietäten bei weitgehend gemeinsamen Merkmalen intern teils eine große Variation auf. Je nach Einteilung werden in der Soziolinguistik vor allem folgende Gesichtpunkte veranschlagt: räumliche bzw. areale (Mundart bzw. Dialekt, Umgangssprache; vgl. die Stichwörter dazu), altersspezifische (Jugendsprache; vgl. dazu das Stichwort), fachorientierte bzw. funktional-situative (Fachsprache; vgl. das Stichwort), soziale (Soldatensprache, Soziolekte generell), geschlechtsspezifische (Frauensprache) usw.
Je nach sprachwissenschaftlicher Tradition wird darauf auch mit Register, Funktionalstil und Sondersprache Bezug genommen. Außerdem werden Ausdrücke mit „-lekt“ (z.B. Regiolekt, Soziolekt) verwendet. Dabei konkurriert der Ausdruck Soziolekt entweder generell mit Varietät, oder er wird als soziale Varietät eingeordnet. Varietäten fasst man entweder als Sonderformen einer gleichsam „neutralen“ Sprachform auf, nämlich der so bezeichneten Standardsprache (auch: Schriftsprache, Hochsprache, Gemeinsprache); oder diese wird als Gesamtheit von Varietäten angesehen. Meist versteht man die Standardsprache (vgl. das Stichwort) als übergreifende, alle Varietäten überdachende Sprachform, weshalb sie auch als Leitvarietät bezeichnet wird. -
- Als Jugendsprache werden jugendsprachliche Äußerungsformen zusammengefasst und als generationsspezifische Varietät (vgl. das Stichwort) eingeordnet. Wie andere Varietäten ist die „Jugendsprache“ auf die deutsche Hochsprache bzw. Standardsprache (vgl. das Stichwort) bezogen bzw. an diese rückgebunden; der Ausdruck ist samt Bestandteil „Sprache“ nur das Ergebnis einer verkürzten Redeweise. Im Wesentlichen handelt es sich um verschiedene Worteinheiten und Redensarten, von denen nur wenige in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind, wie z.B. cool, anmachen, Zoff, abfahren (auf etwas); eine klare Abgrenzung von der Umgangssprache (vgl. das Stichwort) ist auch von daher nicht gegeben. Was man als Jugendsprache bezeichnet, ist keineswegs dem Bestand nach einheitlich (homogen) und z.B. als „Gesamtjugendsprache“ erfassbar, wovon frühe Untersuchungen ausgegangen waren. Jugendsprache ist vielmehr Moden unterworfen, die sich rasch wandeln, und weist auch räumliche Unterschiede auf. Aufgrund der Bezogenheit auf Milieus und Szenen (Musikszene etc.) wird auch der Ausdruck Szenesprache verwendet.
Sprachliche Äußerungsformen unter Jugendlichen sind neben zentralen anderen Äußerungsformen (insbesondere solche der Kleidung) lediglich Reflex einer Übergangsphase ins Erwachsenenalter: Bestimmend dafür ist die Ablehnung der Erwachsenenwelt, mit Suche nach einer eigenen Position bzw. Orientierung. Die sprachlichen Ausdrucksmittel, die aus jeweiliger gruppeninterner Kommunikation heraus entwickelt werden, dienen zugleich auch der Identifikation mit jeweiliger Gruppe. „Jugendsprache“ ist kreativ, spontan, amüsant, locker, und wesentlich provokativ; gewechselt wird bei Bedarf in die Hochsprache. Wesentlich sind Sprachspielereien auf allen Ebenen, kurze und griffige Äußerungen, Übernahme und Abwandlung von Anglizismen, sowie das Herauslösen sprachlicher Elemente aus verschiedenen medialen Bereichen, was als Stil-Bastelei bzw. Bricolage bezeichnet wird. Jugendsprachliche Äußerungsformen werden von der Erwachsenenwelt seit jeher mit Skepsis begleitet, verbunden auch mit bildungspolitischen Bedenken und Befürchtungen, „die“ Sprache könne verfallen.
Nach frühen Sammlungen im 18. Jahrhundert gab es erste Untersuchungen zu dem Bereich Ende des 19. Jahrhunderts zur Studenten- und Schülersprache, später zu anderen Entwicklungen („Halbstarkensprache“, „Teenagerdeutsch“, „APO-Sprache“ usw.). Untersuchungsmethoden waren in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zunächst meist Befragungen mittels Fragebögen, später auch die teilnehmende Beobachtung in bestimmten Verhaltenskontexten. -
- Fächer, Disziplinen, Fachgebiete, Branchen und die damit verbundenen Berufe entwickeln eigene Formen der Sprachverwendung, die man üblicherweise als Fachsprachen bezeichnet. Auffälligstes Kennzeichen von Fachsprachen sind ihre eigenen Ausdrücke, in denen sich in entsprechenden Fachtexten das zu einem Gebiet gehörende Fachwissen spiegelt, und die man als Fachterminologie bezeichnet, falls Präzision angestrebt bzw. erreicht wird. In vielen Bereichen ist die Fachsprache aber nicht präziser als die Gemeinsprache bzw. Alltagssprache, was die verwendeten Ausdrücke angeht. Stärker abgrenzbar sind Besonderheiten der Fachsprachen von solchen des dichterischen Sprachgebrauchs. Außer im lexikalischen Bereich, hier vor allem bei Vorhandensein von Termini, lassen sich fachsprachliche Texte aber auch durch eigene Textsorten und manche Eigenarten der Satzkonstruktion von der so genannten Gemeinsprache abgrenzen. Häufig gibt es Abweichungen in der Schreibung, z.B. Cellulose (Fachsprache), Zellulose (Gemeinsprache). Oft unterscheidet man die Bereiche Technik (z.B. Fachsprache der Kfz-Technik), Institutionen (z.B. Fachsprache der Verwaltung), und Wissenschaften (z.B. Fachsprache der Physik). Fachsprachen werden heute gewöhnlich neben Gruppensprachen, Mundarten usw. als Varietäten (vgl. das Stichwort dazu) eingeordnet.
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